Der Ausgangspunkt einer Reihe erfolgreicher Porsche Rennsportwagen
Nach der Einführung des 911 im Jahr 1963 begann bei Porsche auch im Rennwagenbau eine neue Epoche: Kunststoffkarosserie und konsequente Aerodynamik hielten Einzug. Während beim Porsche 904 noch Konzessionen an die Straßentauglichkeit gemacht wurden – einer von ihnen wurde unter Eugen Böhringer Zweiter bei der Rally Monte Carlo 1965 -, war der Carrera 6 mit seinem stabileren und leichteren Gitterrohrrahmen als reines Rennsportfahrzeug ausgelegt. Dennoch: Der Porsche Carrera 6 hatte eine Zulassung für den öffentlichen Straßenverkehr. Gleichzeitig erfolgte die Homologation für die Sportwagenklasse der Sportwagen-Weltmeisterschaft. Nach dem FIA-Reglement mussten mindestens 50 Fahrzeuge des Typs hergestellt und verkauft werden. Aufgrund der hohen Nachfrage wurden es sogar mehr. Immerhin kostete ein solcher Rennsportwage mit Straßenzulassung 45.000 Deutsche Mark ab Werk. Offiziell wurde der Porsche 906 als Carrera 6 angeboten. Denn: Dreistellige Zahlen mit einer Null in der Mitte waren bereits von einem anderen Hersteller für Straßenfahrzeuge geschützt worden.
Mit seinem vom 911 abgeleiteten, sehr leichten und zuverlässigen und 210 PS starken Sechszylindermotor war er in der 2 Liter-Sportwagenklasse unschlagbar. Diese Basis sorgte für Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 280 km/h. Erstmals hatte bei Porsche auch die zweisitzige Kunststoff-Karosserie einen Einstieg mit Flügeltüren. Vom 906 wurden 67 Exemplare gefertigt. Viele wurden an Privatkunden verkauft, die damit über Jahre hinweg erfolgreich waren. Als Prototyp setzte das Werk den 906 auch mit einem Einspritzmotor (220 PS) und mit einer auf 2,2 Liter vergrößerten Version des Achtzylinders ein. Der Motor lag als Mittelmotor unmittelbar hinter dem Cockpit und wurde von einer gelben durchsichtigen, mit Lüftungsschlitzen versehenen Plexiglasscheibe abgedeckt. Das Heck konnte komplett nach hinten aufgeklappt werden, um an den Motor und an das Getriebe zu gelangen. Alle Fahrzeuge wurden mit einem Fünfgangschaltgetriebe mit Sperrdifferenzial ausgerüstet. Mit dem 906 begann auch die Verwendung breiter Rennreifen zunächst auf den Hinterrädern. Das Fahrwerk wurde zu Teilen von seinem Vorgänger, dem Porsche 904 übernommen. Einzelradaufhängung mit Dreiecksquerlenkern und Längslenkern hinten und Doppelquerlenkern vorne. Schraubenfedern und Teleskopstoßdämpfer an allen Rädern. Zusätzlich Stabilisatoren vorne und hinten. Die Querlenker und Stabilisatoren waren in Metall gelagert, anstelle in Gummi. Das hatte eine Verbesserung des Fahrverhaltens zur Folge.
Porsche setzte bereits 1965 den 906 Bergspyder recht erfolgreich bei Bergrennen ein. Ausgangspunkt war die Unterlegenheit des 904 Bergspyder bei der Bergmeisterschaft 1965. Um in der Sportwagenklasse der Europa-Bergmeisterschaft zukünftig Titelchancen zu wahren, wurde noch 1965 der 906 Bergspyder fertiggestellt. Er konnten zwar den Titelgewinn seitens Ferrari nicht mehr verhindern, bot jedoch die Grundlage für das vollständig neu entwickelte 906 Coupe unter der Leitung von Ferdinand Piech. 1966 erfolgte u.a. der werksseitige Einsatz des Carrera 6 Coupe. Die werksseitig eingesetzten Prototypen waren leichter als die Kundenfahrzeuge und hatten zudem bessere Fahrwerke. Einige Fahrwerksteile wurden aus Titan und die Bremsscheiben aus Beryllium hergestellt, wodurch sich das Gewicht um einige Kilogramm verringerte.
Premiere hatte der 906 am 5. Februar 1966 in Daytona. Hans Herrmann und Herbert Linge brachten den Neuling auf den 6. Gesamtplatz. Seine größten Erfolge holte sich der 906 Carrera in der 50. Targa Florio, beim großen Jubiläumsrennen, in der ein serienmäßiger Wagen unter Willy Mairesse aus Belgien und Herbert Müller aus der Schweiz Gesamtsieger wurde und in Le Mans, wo drei Porsche 906 direkt hinter den drei siegreichen 7 Liter-Ford ins Ziel kamen und somit überlegen die Index-Wertung gewannen. Porsche setzte 1966 den Carrera 6 auch bei der Europa-Bergmeisterschaft ein, die Gerhard Mitter gewann.
Der 906 wurde zum Ausgangspunkt einer Reihe erfolgreicher Porsche-Rennsportwagen, die über 908, 917 und 936 bis hin zu 956 und 962 führt. Er wurde bis 1971 von privaten Teams noch recht erfolgreich in der 2-Liter-Sportwagenklasse eingesetzt. So konnte sich Rudi Lins 1967 und Sepp Greger 1968 den Bergpokal in der Sportwagenklasse sichern.