Der Werksspyder kurz vor der Auslieferung in das aktuelle Porsche Museum
Über ein Jahrzehnt hinweg ein Garant für Erfolg.
Mit der Rennsaison 1968 ging die große Epoche der Porsche Achtzylinder–Rennmotoren mit Königswellenantrieb zu Ende, denn ein neues Reglement für Prototypen gestattete nun einen Hubraum von maximal drei Liter. Auf diese große Hubraumklasse zugeschnitten entwickelte Porsche einen völlig neuen Achtzylinder, bei dem nunmehr eine Doppelkette für den Antrieb der vier Nockenwellen zuständig war. Trotz eines entsprechenden Versuchs blieb man weiterhin bei zwei Ventilen pro Zylinder und je zwei Nockenwellen pro Zylinderreihe. Der Motor leistete 350 PS.
Bereits neun Monate nach Konstruktionsbeginn wurde am 19. Mai 1968 zum 1000 km–Rennen auf dem Nürburgring erstmals ein 908 mit dem neuen Dreiliter an den Start gebracht. Mit dem verkürzten Heck, hochgestellten Heckspoilern und den Lufteinlässen beiderseits vom Cockpit ähnelte er sehr der kurzen Version des 907, nur, dass er breiter war. Erstmals standen die 908 Kurzheck-Coupés auf 15-Zoll Rädern, die zudem größere Scheibenbremsen und den Einsatz von Rennreifen neuester Konstruktion ermöglichten. Denn seit Einführung der 3 Liter-Grand Prix Formel 1 im Jahre 1966 waren größere und vor allem wesentlich breitere Reifen in Mode gekommen. Das von Jo Siffert und Vic Elford auf dem Nürburgring gefahrene 908 Kurzheck-Coupé absolvierte nicht nur die schnellste Tagesrunde, sondern trug auch den Gesamtsieg davon. Es sollte indes der einzige Sieg eines 908 in einem wichtigen, klassischen Rennen im Jahr 1968 bleiben. In Watkins Glen, acht Wochen später, kam auch ein 908 Kurzheck zum Einsatz, der einen Aluminium-Rohrrahmen hatte und damit rund 20 Kilogramm weniger wog als die bisherigen Stahlrohr-Versionen. Es war auch das erste größere Rennen, in dem ein Porsche mit über die Radaufhängung gesteuerten aerodynamischen Hilfsmittel ausgerüstet war: Zwei automatisch bewegte Heckklappen. Im Vorfeld dieser Erkenntnisse fuhr Hans Hermann mit dem 908 Kurzheck-Coupé eine Reihe von Versuchen in Weissach und in Hockenheim. Dabei erkannte man unter anderem, dass die beiden Klappen beim Bremsen den Anpressdruck des Hecks erhöhten. Ebenfalls wurde in Kurven durch dieses System der Anpressdruck des kurveninneren Rades erhöht und damit auch die Kurvengeschwindigkeit.
Ein Leitwerk mit zwei Heckflossen und einem querliegenden Flügel, dessen Klappen sich mit der Einfederung der Hinterräder bewegten, sorgte bei der Langheckversion dafür, dass die Kraft des Achtzylinders auch voll zur Geltung kam. Premiere hatte der 908 Langheck in Le Mans 1968. Mit Rolf Stommelen am Steuer lief der Langheck-Wagen nahezu 320 km/h und damit schnell genug, um das Rennen gewinnen zu können. Doch wie auch beim nachfolgenden Monza-Einsatz litt der 908 unter den bei Neukonstruktionen anfangs auftretenden Kinderkrankheiten. Erst in der Saison 1969 bewies der 908 Zuverlässigkeit und Stehvermögen.
Neben der Reglementänderung mit Hubraumbegrenzung wurde auch das Minimalgewicht aufgehoben und es wurde auf das Mitführen eines Reserverades verzichtet. Auch der Kofferraum konnte jetzt entfallen und die Windschutzscheibe musste keine bestimmte Höhe mehr aufweisen. Startsignal für Porsche den Typ 908 zum offenen Rennwagen weiterzuentwickeln: Zum 908/02 Spyder. Mit seinem Aluminium-Gitterrohrrahmen, seinem leichten Fünfgang-Getriebe und der verkürzten Karosserie wog der 908/02 nur noch 600 kg. Damit war man bei Porsche zwar noch nicht bei dem Gewicht des Bergspyders angelangt, aber er war leicht genug für einen Langstreckenwagen. Mit einer auf 360 PS gesteigerten Motorleistung gab der 908/02 Spyder am 22. Mürz 1969 beim WM-Lauf in Sebring/USA, wo auf diesem holprigen Kurs das Beschleunigungs- und Bremsvermögen entscheiden war, sein Debut. Dort reichte es noch nicht zum Sieg, doch danach bewies er Zuverlässigkeit und Stehvermögen. Vor allem in den nächsten beiden Rennen, ausgetragen in Brands Hatch und in der Targa Florio, zeigte sich der 908/02 Spyder als ein ausgereifter Rennwagen. Ein neues Kraftstoff-Einfüllsystem und Firestone-Reifen verhalfen Porsche in Brands Hatch zu den ersten drei Plätzen. Dieses gute Ergebnis wurde in Sizilien bei der Targa Florio sogar übertroffen. Sechs 908/02 waren am Start, vier davon belegten die ersten vier Plätze, außerdem stellte Porsche einen neuen Rundenrekord durch Mitter/Schütz auf, die nach 6 Stunden, 7 Minuten und 45,3 Sekunden als Sieger ins Ziel kamen. Für Gerhard Mitter war dieser Targa Florio Sieg von ganz besonderer Bedeutung. Zum ersten Mal hatte er eines der klassischen Langstreckenrennen gewonnen. Tragischerweise sollte dies gleichzeitig sein letzter großer Sieg sein. Beim Training zum Großen Preis von Deutschland verunglückte er in einem Formel 2 Rennwagen tödlich. Nach weiteren Siegen auf dem Nürburgring und in Watkins Glen brachte der 908 für Porsche erstmals die Markenweltmeisterschaft. Ein Championat, das nun zu einem festen Bestandteil der Porsche-Erfolge werden sollte.
Der von Steve McQueen beim 12 Stunden Rennen von Sebring gefahrene 908/02 Spyder fungierte für den Film "Le Mans" als Kamerafahrzeug während des Rennens.
Für eine noch bessere Gewichtsverteilung bei den meist im Uhrzeigersinn gefahrenen Rundstreckenrennen wurde der Porsche 908 zum Rechtslenker. Ab 1971 bestand das Reglement zudem auf einen Überrollbügel.
Ab 1976 wurden die Achtzylinder-Motoren der Porsche 908 durch 2,1 Liter Sechszylinder Turbo-Motoren ersetzt, um den Leistungsnachteil in der Dreiliter-Klasse auszugleichen. Hierdurch konnten mit dem Porsche 908 auch nach über 10 Jahre seit dessen Debütrennen Siege eingefahren werden. Mit Stommelen und Barth am Steuer bei den 1000 km auf dem Nürburgring 1980.
Wir haben bereits Anfang der 1980er Jahre Fahrzeuge des Typs 908 für die Deutsche Rennsport Meisterschaft und Langstreckenweltmeisterschaft aufgebaut und betreut. U. a. den Porsche 908/3 Turbo, den auch Jochen Dauer 1983 in der DRM am Norisring pilotierte. Hierzu gibt es eine limitierte Auflage von 300 Stück im Maßstab 1:43 der Raceland Gold Edition.