Porsche 917/30 Spyder

Jahrzehntelanger Rekordhalter mit einer Runden-Durchschnittsgeschwindigkeit von 355,85 km/h.

Als Anfang der 70er Jahre die 5 Liter-Wagen von der Markenweltmeisterschaft ausgeschlossen wurden - das Reglement ließ nur noch Prototypen mit 3 Liter Hubraum zu, und damit konnte der Porsche 917 nicht mehr teilnehmen - wandte sich Porsche den amerikanischen Rennen der Canadian-American Championships, kurz CanAm-Meisterschaft, zu. In der noch jungen CanAm-Geschichte - die Rennen führten stets nur über eine Distanz von 200 Meilen und fanden jährlich zehn- bis elf-mal in den USA und Kanada statt - dominierten anfangs die bulligen McLaren, Lola und Chaparral. Denn bei den nach Gruppe 7 - Spezifikationen gebauten CanAm-Wagen war so ziemlich alles freigestellt, auch das Motorvolumen und die Verwendung von Kompressoren. So entwickelte Porsche das 917-Coupe zum offenen CanAm-Spyder weiter.

Der Zwölfzylinder wurde nun erstmals bei Porsche von zwei Abgas-Turboladern aufgeladen, welche die Leistung des 917 auf 850 PS ansteigen ließen. Auch diese Weiterentwicklung brachte sofortige Erfolge: 1972 wurde George Follmer auf einem 917/10 mit 5 Liter-Turbomotor CanAm-Meister. 1973 drückten dann die 917 Porsche-Rennsportwagen dieser populären Rennserie ihren besonderen Stempel auf. Am Start stand Mark Donohue mit seinem Porsche 917/30, dem stärksten jemals bei Rundstreckenrennen eingesetzten Wagen. Der weiterentwickelte Zwölfzylinder brachte bei einem Hubraum von 5,4 Litern standfeste 1100 PS auf die Räder. Kein Wunder, dass Donohue nach leichten Anfangsschwierigkeiten die Rennen drei bis bis acht überlegen gewann und souverän mit 139 Punkten vor seinem Markengefährten (62 Punkte) auf dem 917/10 Meister wurde. Die Überlegenheit der Porsche-Armada - im Endklassement Platz 1 bis 4 und 6 - war derart groß, dass die Ausschreibung der CanAm-Meisterschaft kurzfristig abgeändert wurde, um den 917 von einer weiteren Teilnahme auszuschließen.

Zur Erprobung und Entwicklung dieses stärksten Straßenrennwagens, den es jemals gab, entstand im Dezember 1972 das Versuchsfahrzeug 917/30.001 mit einem speziellen Gitterrohrrahmen, der so ausgelegt war, dass man seinen Radstand variieren konnte. Tatsächlich kam man bei Versuchsfahrten auf dem schnellen Paul Ricard-Kurs in Frankreich zu der Erkenntnis, dass ein längerer Radstand Vorteile in der Handhabung des Fahrzeuges erbrachte. So legte man ihn letztlich auf 2500 mm fest, das waren 184 mm mehr als beim 917/10.

Das Versuchsfahrzeug 917/30 001 wurde auf den Radstand des Typs 917/10 zurückgebaut. Während man das Heckteil des 917/10 verwendet, behielt man das Vorderteil des 917/30 bei. Dieser 917/30 hatte nur Einsätze in Europa. Ausgerüstet mit einem 5 Liter Turbotriebwerk wurde der Wagen für das erste Rennen der Interserie 1973 in Hockenheim an Vic Elford ausgeliehen und gewann. Er wurde 1974 von Herbert Müller gefahren, der sich damit überlegen die Meisterschaft sicherte. Die Interserie war auf einen Hubraum von 4,5 Liter limitiert. Der hierfür verwendete Motor leistete 850 PS bei einer Höchstgeschwindigkeit von 332 km/h.

Mit dem 917/30 stellte Porsche-Werksfahrer Mark Donohue im August 1975 auf dem Ovalkurs von Talladega in Alabama einen Rundenrekord auf. Der Amerikaner fuhr die schnellste Runde mit einem Durchschnitt von 355,85 km/h. Der Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde war gesichert. Eine Geschwindigkeit, die lange Zeit auf keiner Rennstrecke der Welt und mit keinem anderen Rennwagen wieder erreicht wurde. Die Beschleunigung von 0 auf 200 km/h erfolgte in 5,3 Sekunden. Die Spitzengeschwindigkeit wurde mit 385 km/h ermittelt.