Porsche 356 Nr. 1 Roadster

Der in Gmünd gebaute 356/1 Roadster erhielt am 8. Juni 1948 seine Einzelgenehmigung und ist das erste Automobil, das den Namen Porsche trägt.

1947 beschloss Ferry Porsche in Gmünd, im Alpenvorland Kärtnen, eigene Autos zu bauen. Die Idee von einem eigenen Sportwagen beherrschte immer mehr das Denken bei Porsche. Inspiriert wurde er dabei von den Cisitalia-Aktivitäten. VW diente dabei als Ausgangsbasis. Ferry Porsche und Chefkonstrukteur Karl Rabe begannen ab dem 17. Juli 1947 mit der Planung eines zweisitzigen Sportwagens. Er wollte einen Sportwagen von bescheidener Größe bauen, der aufgrund seines idealen Leistung/Gewicht-Verhältnisses und seines niedrigen Luftwiderstandes hohe Beschleunigungswerte und Endgeschwindigkeiten, ein optimales Kurvenverhalten und auch kürzere Bremswege erzielen sollte, als diese bisher möglich war. Dieser Sportwagen sollte eine Form bekommen, die eine starke Verbundenheit zur Straße und ein sicheres Fahrgefühl bei den damals schon relativ hohen Geschwindigkeiten ermöglichte. Die Fronthaube war deshalb nicht nur aus aerodynamischen Gründen tief herabgezogen: Der Fahrer sollte auf einer möglichst kurzen Distanz die Straße sehen. Das Projekt wurde zunächst als "VW Zweisitzer-Sportwagen" benannt und erst im Juni 1947 intern als Projekt mit der Typnummer 356 geführt.

Am 08. Juni 1948 wurde es Wirklichkeit: Dem Porsche Typ 356 „Nr. 1“ wurde durch die Landesregierung Kärnten eine Sonderprüfgenehmigung für den Einsatz auf öffentlichen Straßen erteilt. Ein Prototyp mit Mittelmotor, angetrieben von einem 1,1 Liter Boxermotor und auf rund 35 PS modifizierte Vierzylinder-Aggregat. Der niedrige und flache Roadster besteht aus einer handgefertigten Aluminium-Karosserie, die sich über einen Gitterrohrrahmen aus Stahl spannt. Aufgrund des sehr niedrigen Gewichts von 585 Kilogramm und seines geringen Luftwiderstandes erreichte der 356/1 Roadster Geschwindigkeiten von bis zu 135 km/h. Das Getriebe, die Hinterachse, die Vorderachse, die Lenkung, die Räder und die Bremsen stammten von Volkswagen. Die interne Typenbezeichnung lautete „Sport 356/1“.

Am 15. Juni 1948 wurde das Kennzeichen „K45 286“ zugeteilt. Bereits am 04. Juli 1948 wurde der Sport 356/1 in der Schweiz diversen Journalisten anlässlich des „Großen Preis von Bern“ vorgestellt. In der „Automobile Revue“ war in der Ausgabe vom 07. Juli 1948 zu lesen: Der jüngste Spross eines großen Namens – Porsche 356, ein neuer Heckmotor-Sportwagen: Mitten in der Atmosphäre des sich mit Riesenschritten nähernden Grand Prix jagten wir die Maschine um die Rundstrecke von Bremgarten und fassten in kürzester Zeit volles Vertrauen zu ihr. So stellt man sich tatsächlich die Fahreigenschaften eines modernen Wagens vor, der die Vorzüge moderner  Aufhängungssysteme und ihres guten Fahrkomforts mit der zähen Bodenhaftung eines ebenso modernen, niedrigen und handlichen Sportwagens vereint. Obwohl noch nicht bis ins letzte den kommenden Sportwagen entsprechend, liess der offene Zweisitzer, dessen ungewöhnliche Form erklärlicherweise überall Aufsehen erregte, doch erkennen, dass er dank seines günstigen Leistungsgewichts nicht nur als Wagen für den täglichen Gebrauch des Sportfahrers, sondern auch für die Teilnahme an sportlichen Veranstaltungen ein ideales Gefährt bildet. Und weiter: Er ist in den engen Kurven handlich und stabil, hält aber auch in langgezogenen, raschen Straßenkrümmungen den gewünschten Kurs genau inne. Straßenunebenheiten imponieren ihm nur wenig.

Bereits am 11. Juli 1948 fuhr Herbert Kaes das erste Rennen auf dem Stadtrundkurs von Innsbruck. Der 356-001 errang direkt einen Klassensieg.

Der Porsche 356 Nr. 1 Roadster sollte anlässlich der 50-Jahre-Feierlichkeiten in Monterey/Kalifornien ausgestellt werden und wurde hierfür von uns sehr aufwendig restauriert. Beim Verladen in ein Flugzeug stürzte die Nr. 1 im August 1998 aus mehreren Metern Höhe von einer Luftfrachtpalette. Der Roadster wurde dabei sehr schwer beschädigt. Es war somit nicht möglich, das „50 Jahre Porsche“–Jubiläum in den USA mit dem ersten Namensträger zu feiern. Das Fahrzeug wurde daraufhin erneut von uns sehr aufwendig repariert und restauriert.